Um zu erklären, warum es zu Blutungen in der Schwangerschaft kommen kann, muss man zwischen Blutungen in der Frühschwangerschaft und in der weiteren Schwangerschaft, also im 2. und 3. Trimenon, unterscheiden.
Leichte Blutungen kommen in der Frühschwangerschaft häufig vor
Bitte erst einmal keine Panik! Schmierblutungen in der Frühschwangerschaft kommen recht häufig vor. Etwa ein Viertel aller Schwangeren leidet unter einer vaginalen Blutung zu Beginn der Schwangerschaft, der sogenannten „Einnistungsblutung„. Dies bedeutet keinesfalls, dass zwangsläufig eine Fehlgeburt im Gange ist. Etwa rund die Hälfte aller Schwangerschaften, in denen zu Beginn eine leichte Blutung einsetzt, entwickelt sich völlig unauffällig und gesund weiter.
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Die 9 häufigsten Gründe für Blutungen in der Schwangerschaft
Eine Blutung in der Frühschwangerschaft kann viele Ursachen haben. Es gibt verschiedene Gründe, warum es in der Frühschwangerschaft zu einer Blutung kommen kann.
1. Nidationsblutung (Einnistungsblutung)
Durch das Einnisten einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter kann es in diesem Bereich zu Verletzungen kleiner Gefäße kommen. Dies geschieht meist um den Zeitpunkt, an dem die Frauen ihre Regelblutung erwarten. Gar nicht selten wird deshalb eine Nidationsblutung mit einer Regelblutung verwechselt. Diese Blutung ist absolut ungefährlich und stellt keine Gefahr für die Schwangerschaft dar.
2. Kontaktblutung
Nach einem Frauenarztbesuch oder Geschlechtsverkehr kann es ebenfalls zu einer leichten vaginalen Blutung kommen. Durch die Untersuchung oder durch die mechanische Reizung beim Sex können kleine Blutgefäße am Muttermund einreißen. Dieser ist während der Schwangerschaft nämlich besonders gut durchblutet. Auch diese Blutung ist nicht gefährlich.
3. Infektionen der Scheide oder des Gebärmutterhalses
Auch durch eine Infektion kann es zu einer Blutung kommen. In diesem Fall ist es wichtig, dass sie behandelt wird, da eine Infektion die Schwangerschaft im weiteren Verlauf gefährden kann.
4. Tiefliegende Plazenta
Liegt der Mutterkuchen, also die Plazenta, zu Beginn der Schwangerschaft noch sehr tief, das heißt, nah am inneren Muttermund, so kann sich dies durch eine vaginale Blutung bemerkbar machen. In diesem Fall ist das Fehlgeburtsrisiko nicht erhöht. Meist zieht sich der Mutterkuchen mit dem Wachstum der Gebärmutter in der weiteren Schwangerschaft nach oben und es gibt keine weiteren Komplikationen.
5. Gelbkörpermangel
Durch einen Mangel des Gelbkörperhormons kann es zu einer Blutung und zudem zum Abgang der Schwangerschaft kommen. Das Gelbkörperhormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf das Einnisten der befruchteten Eizelle vor. Liegt eine nicht ausreichende Menge von diesem Hormon vor, so kann es zum Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut kommen und somit auch zum Abgang der Schwangerschaft. Es ist medizinisch möglich, das Gelbkörperhormon von außen zuzuführen.
6. Eileiterschwangerschaft
Nistet sich das befruchtete Ei nicht in der Gebärmutter ein, sondern an einem anderen Ort, wie z.B. dem Eileiter ein, kann sich das durch eine vaginale Blutung bemerkbar machen. Häufig ist dies dann auch mit Unterleibsschmerzen verbunden. Eine Eileiterschwangerschaft kann sehr gefährlich für die Frau werden.
7. Drohender Abort/ Drohende Fehlgeburt (Abortus imminens)
Es gibt verschiedene Gründe für eine drohende Fehlgeburt. Einer der häufigsten ist ein Hämatom in der Gebärmutter, welches sich durch die Einnistung gebildet hat. Dieses kann immer mal, auch mehrfach, Blutungen verursachen. Schont sich die werdende Mama, so ist die Chance sehr hoch, dass das Hämatom mit der Zeit verschwindet und sich die Schwangerschaft komplikationslos weiterentwickelt.
8. Verhaltener Abort (missed abortion)
Wenn das kindliche Herz aufgehört hat zu schlagen, aber der Muttermund noch geschlossen ist und kein Abgang stattfindet, nennt man das „missed abortion“, verhaltene Fehlgeburt. Häufig kommt es hierbei zu einer leichten vaginalen Schmierblutung. Meist muss hier eine Ausschabung der Gebärmutter gemacht werden.
9. Abort/ Fehlgeburt (Abortus incipiens)
Blutet es und hat sich der Muttermund in der Frühschwangerschaft bereits geöffnet, spricht man von einem Abortus incipiens (stattfindender Fehlgeburt). Hier ist die Schwangerschaft nicht mehr zu retten. Auch hier ist manchmal noch eine Ausschabung der Gebärmutter notwendig.
Bei einer Blutung in der Schwangerschaft: Sofort erstmal zum Arzt gehen
Mein Tipp: Ich empfehle allen werdenden Mamas, die in der Frühschwangerschaft bluten, sich einmal bei ihrem Frauenarzt/ ihrer Frauenärztin vorzustellen. Durch eine (Ultraschall-) Untersuchung können gefährliche Ursachen, wie zum Beispiel eine Eileiterschwangerschaft, ausgeschlossen und weitere Maßnahmen getroffen werden. Liegen keine ernsthaften Ursachen vor bei den Blutungen in der Schwangerschaft, hilft es den Schwangeren häufig in dieser Situation schon sehr, dass sie wissen: Mit ihrem Baby ist alles in Ordnung!
Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft
Eine Sache ist mir ganz wichtig: Auch wenn es tatsächlich zu einem Abortus incipiens oder einem missed abortion kommt, bitte verzweifele nicht! Ich weiß, dass es in diesem Moment wenig gibt, was dich trösten kann. Meist ist es auch nicht möglich, die genaue Ursache für die Fehlgeburt zu erfahren. Das wiegt für viele Frauen schwer. Ich versuche meine Patientinnen damit zu trösten, dass sie nichts falsch gemacht haben und die häufigste Ursache eine so schwere Beeinträchtigung (z.B. Chromosomenfehlverteilung) des Babys war, dass es nicht einmal das erste Schwangerschaftsdrittel überleben konnte und die Natur deshalb entschieden hat, dass ein Abort eintritt.
Warum kann es im 2. und 3.Trimenon zu Blutungen kommen?
Blutungen in der späteren Schwangerschaft kommen weitaus seltener vor. Und auch wenn es hier harmlose Ursachen gibt (z.B. Kontaktblutungen nach Geschlechtsverkehr oder Ankündigung der Geburt um den errechneten Geburtstermin), können sie doch auf ein ernsthaftes Problem hindeuten. Mögliche Ursachen können eine vor dem Muttermund liegende Plazenta (Placenta praevia) sein, eine vorzeitige Wehentätigkeit, sowie ein Riss der Gebärmutter (Uterusruptur) oder eine Lösung des Mutterkuchens. Hierbei kann es zur Gefährdung von Mama und Baby kommen und deshalb sollte jede Blutung in diesem Schwangerschaftsalter sofort medizinisch abgeklärt werden.
Bei Blutungen in der Schwangerschaft kannst du immer deine Hebamme kontaktieren. Sie kann dir in jedem Fall weiterhelfen. Wenn du noch keine Hebamme hast, kannst du auch über die Akutsuche bei Ammely deine Hebamme finden. Die bundesweite, kostenlose Plattform des Deutschen Hebammenverbandes steht dir ab sofort zur Verfügung.
Schlusswort
Liebe werdende Mama, wie du siehst, kann es viele verschiedene Gründe für eine Blutung in der Schwangerschaft geben, es bedeutet aber keinesfalls, dass immer ein ernstes Problem vorliegt! Gefährliche Blutungen und Notfälle in einer späteren Schwangerschaftswoche sind selten. Kommt es während deiner Schwangerschaft zu einer vaginalen Blutung, lasse bitte die Ursache medizinisch abklären. Und ansonsten: Genieße deine Babybauchzeit und mache dir keine Sorgen!
Autoreninfo:
Dr. med. Judith Bildau ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und lebt mit ihrer Familie in Italien. Sie arbeitet als Frauenärztin sowohl in Rom als auch in der Toskana und betreibt als beratende Ärztin mit drei Freundinnen das Onlinemagazin Mutterkutter. Sie kennt sich mit Blutungen in der Schwangerschaft aus und hofft, euch gut zu unterstützen.