Beckenendlage – natürliche Geburt oder Kaiserschnitt? 

beckenendlage

Das erfährst du in diesem Artikel:

Was ist eine Beckenendlage?

Bei einer Beckenendlage liegt der Kopf des Babys im oberen Teil der mütterlichen Gebärmutter, während der kindliche Steiß oder auch die Füße Richtung Gebärmutterausgang zeigen. In den früheren Schwangerschaftswochen wechseln die Babys noch ständig ihre Position. Mal liegen sie mit dem Kopf nach unten, mal mit dem Steiß, dann auch mal wieder quer. Das ist völlig normal, schließlich haben sie in der mütterlichen Gebärmutter noch viel Platz und Bewegungsfreiheit. Mit steigender Schwangerschaftswoche finden die Kinder dann langsam ihre Position. Bis etwa zur 24. SSW liegen noch etwa 1/3 aller Kinder in der Gebärmutter in Beckenendlage, also mit dem Steiß nach unten. Nach und nach dreht sich dann aber die Mehrzahl in die regelrechte Geburtsposition, nämlich in die sogenannte Schädellage. Nur noch etwa 3-5% aller Kinder kommen schließlich aus einer Beckenendlage heraus zur Welt. 

Es gibt vier Arten der Beckenendlage:

  1. Die reine Steißlage: Diese ist mit etwa 70-80 % die häufigste Form. Hier liegt das Baby mit dem  Steiß nach unten, die Beine sind nach oben geschlagen.
  2. Die vollkommene Steiß-Fußlage: Hier „hockt“ das Baby quasi in der Gebärmutter. Nicht nur der Steiß, sondern auch die Füße zeigen zum Gebärmutterausgang. 
  3. Die vollkommene Fußlage: Das Baby „steht“ in der Gebärmutter. 
  4. Die unvollkommene Fußlage: Hier ist ein Bein des Babys nach oben geschlagen, das andere zeigt Richtung Gebärmutterausgang.
 
 

Warum liegen Babys in einer Beckenendlage?

Ist es in den früheren Schwangerschaftswochen noch völlig normal, dass das Baby mit dem Steiß nach unten liegt, so sollte es sich bis zum Ende der Schwangerschaft, am besten schon etwas bis zur 34. bis 36. SSW, mit dem Kopf nach unten drehen. Schließlich wird der Platz innerhalb der Gebärmutter immer kleiner und je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, umso schwieriger wird es für das Kind, sich drehen zu können. Es können sowohl mütterliche, als auch kindliche Faktoren vorliegen, weswegen das Baby in Beckenendlage liegen bleibt:

1. Mütterliche Faktoren: 

  • Liegt eine Anomalie der Gebärmutter vor, ist es möglich, dass sich das Baby nicht in die regelrechte Geburtsposition drehen kann. Das können zum Beispiel größere Myome, also gutartige Muskelgeschwulste, sein, die den Platz in der Gebärmutter so einengen, dass eine Drehung nicht möglich ist.

2. Kindliche Faktoren:

  • Ist das Baby sehr groß, möglicherweise durch einen mütterlichen Gestationsdiabetes, ist eine kindliche Drehung durch den Platzmangel erschwert
  • Liegt eine kindliche Erkrankung oder eine Fehlbildung vor, kann es durch eine Bewegungsunfähigkeit zu einer ausbleibenden Drehung in Schädellage kommen.

3. Schwangerschaftsbedingte Faktoren: 

  • Bei einem niedrigen Fruchtwasserindex kann die Bewegungsfähigkeit des Babys eingeschränkt sein und es somit zu einem Verbleiben in Beckenendlage kommen.
  • Eine zu kurze Nabelschnur und eine Störung der Plazentalokalisation, wie ein tiefer Sitz oder eine Lage vor dem Muttermund, können eine kindliche Drehung verhindern.

Wie wird eine Beckenendlage festgestellt?

Die Diagnose einer Beckenendlage wird durch eine Ultraschalluntersuchung gestellt. Hierbei kann dein*e Gynäkologe*in mit großer Sicherheit die genaue Position deines Babys feststellen.

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Beckenendlage – was nun?

Zunächst einmal: Keine Panik! Theoretisch ist es bis zum Schluss möglich, dass dein Baby sich noch in Schädellage dreht, auch wenn die Wahrscheinlichkeit mit höherem Schwangerschaftsalter abnimmt. Nun gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, dein Baby sanft zu einer Drehung zu ermuntern. Bitte lass’ dich hierbei von deiner Hebamme anleiten. Sie hat mit Sicherheit so einige Tipps für dich parat.

1. Der Taschenlampentrick:

Wenn du spürst, dass dein Baby sehr aktiv ist, sich also gerade viel bewegt, kannst du ihm mit einer angeschalteten Taschenlampe in die Richtung leuchten, in die es sich bewegen soll. Du scheinst also mit der Taschenlampe auf deinen Bauch und dann immer wieder vom kindlichen Kopf in Richtung Beckenausgang. 

2. Moxibustion:

Viele Hebammen schwören auf das sogenannte „Moxen“ aus der chinesischen Medizin, um die kindlichen Bewegungen anzuregen und das Baby zu einer Drehung zu bewegen. Hierbei wird mit einer speziellen Moxa-Zigarre ein Akupunkturpunkt deines kleinen Zehs stimuliert.

3. Die indische Brücke:

Du legst dich auf den Rücken und lagerst ein größeres Kissen unter deinen Po. Wichtig ist, dass dein Becken nun höher als dein Kopf liegt. Dadurch soll dein Baby aus deinem Beckeneingang hinausrutschen und die Möglichkeit haben, sich mit seinem Steiß nach oben drehen zu können.

Die äußere Wendung durch eine/n erfahrenen Arzt/Ärztin

Die „äußere Wendung“ ist eine ärztliche Maßnahme. Diese wird in der Regel zum Ende der kindlichen Frühgeburtlichkeit, also ab etwa der Schwangerschaftswoche 37 +0, durchgeführt. Hierbei ertastet der Arzt/ die Ärztin unter laufender CTG-Kontrolle das kindliche Köpfchen und den kindlichen Steiß und versucht von außen eine Wendung zu vollziehen, das heißt das Köpfchen Richtung mütterliches Becken zu drehen. Etwa 60% der Babys in Beckenendlage lassen sich so in eine Schädellage wenden. Mögliche Komplikationen können hier kindlicher Stress mit Verschlechterung der fetalen Herzfrequenz sein, aber auch das Eintreten von Wehentätigkeit oder sogar eine Plazentalösung. Deshalb geschieht diese Maßnahme auch in Kaiserschnittbereitschaft, sodass das Baby sofort geholt werden könnte, sollte es zu Komplikationen kommen. 

Die Spontangeburt aus Beckenendlage

Zeigen alle bislang durchgeführten Maßnahmen keinen Erfolg, müssen sich die Schwangeren nun entscheiden, ob sie ihr Baby auf natürlichem Weg zur Welt bringen oder einen geplanten Kaiserschnitt anstreben möchten. Für eine natürliche Entbindung aus Beckenendlage braucht es einen erfahrenen Geburtshelfer/ eine erfahrene Geburtshelferin. Leider haben nicht mehr so viele Ärzte/ Ärztinnen diese Erfahrung, weil eben die meisten Kinder, die mit dem Steiß nach unten in der mütterlichen Gebärmutter liegen, geplant per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. 

Mögliche Risiken einer natürlichen Geburt in Beckenendlage sind:

  • Dadurch dass der kindliche Steiß und auch die Füße sehr weich sind, wird der Geburtskanal nicht so effektiv aufgedehnt und die Geburt kann sich verzögern.
  • Es kann nach der Geburt des Steißes zum Abklemmen der Nabelschnur kommen, was einen kindlichen Sauerstoffmangel zur Folge haben kann.
  • Nach dem Austreten des Steißes kann es zum Hochschlagen der kindlichen Arme kommen und somit zum „Steckenbleiben“ des Babys. In dieser Situation können verschiedene Lösungsmanöver helfen, die wiederum meist nur  sehr erfahrene Geburtshelfer/innen beherrschen. 

Optimale Geburtsposition bei einer Beckenendlage

Eine optimale Geburtsposition für eine natürliche Geburt bei Beckenendlage ist der Vierfüßlerstand. Hierbei kniet die werdende Mama auf dem Boden und stützt sich mit den Händen oder den Ellbogen ab. Bei dieser Position nimmt das mütterliche Becken anatomisch eine solche Form ein, durch die das Baby ohne äußerliche Hilfe seinen Weg finden kann. Meist benötigt es von den Geburtshelfern/ die Geburtshelferinnen dabei nur eine leichte manuelle Unterstützung. Kommt es zu einer der oben genannten Notfallsituationen bedarf es eines zügigen und erfahrenen Eingreifens. 

Alternative Kaiserschnitt bei Beckenendlage

Mittlerweile bieten viele Krankenhäuser keine Spontangeburten aus Beckenendlagen mehr an, da die Risiken hoch sind und zusätzlich die Versicherungssummen, die sie auf Grund der hohen Klagebereitschaft leisten müssten, deutlich gestiegen sind. Daher entscheidet sich die Mehrzahl der Schwangeren mittlerweile zu einem geplanten Kaiserschnitt, wenn ihr Kind in Beckenendlage liegt. Dennoch muss auch hier erwähnt werden, dass der Kaiserschnitt nicht frei von Risiken ist. Schließlich ist es eine operative Intervention und beinhaltet sowohl mögliche mütterliche Komplikationen, wie Thrombosen, Embolien, Wundheilungsstörungen etc., als auch kindliche, wie Anpassungsstörungen.

Unter gründlicher Abwägung der Vor- und Nachteile sollte sich jede Schwangere gut überlegen, welcher Weg der richtige ist

Wichtig hierbei ist, dass jede werdende Mama ausführlich über beide Entbindungsmöglichkeiten und deren potenzielle Risiken aufgeklärt wird. Ebenso wichtig ist es, dass sich die Schwangere, wenn sie sich für eine natürliche Geburt entscheidet, in die Hände von erfahrenen Geburtshelfer/innen begibt, die sie begleiten. 

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