Ein Interview mit Hallohebamme
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Anja und Marie von Hallohebamme teilen ihr Hebammenwissen mit uns und beantworten viele Fragen rund um das Thema Baby-Blähungen.
Blähungen bei Babys – Aufklärung und Tipps
Woher kommen denn eigentlich diese Unruhezustände bei Säuglingen?
Anja: Also wichtig ist erstmal, alle Eltern zu beruhigen. Denn Unruhezustände bei Babys sind absolut nichts Ungewöhnliches und in den seltensten Fällen steckt tatsächlich etwas Ernsthaftes dahinter. Es ist wirklich ein Problem, das zahlreichen Babys weltweit haben und natürlich dann nicht nur sie selbst, sondern auch die Eltern. Klar, wenn ein Kind ununterbrochen schreit und weint, kann das eine ganz schöne Herausforderung sein, die natürlich auch unglaublich an den Nerven der Eltern zehrt.
Was tut ihr, wenn ihr Eltern in der Nachsorge seht, mit übermüdeten Augen, die euch so hilflos ansehen, weil sie einfach gar nicht wissen, was sie bei den permanenten Schreiattacken ihres Babys unternehmen sollen?
Marie: Das tut uns natürlich erstmal total leid, wenn wir als Hebammen in die Familien kommen und wir sehen, dass die Nerven der Eltern schon sehr strapaziert sind und es ihnen einfach nicht so gut geht. Für uns ist es wichtig, ihnen dann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Dann versuchen wir der Ursache erstmal auf den Grund zu gehen. Dafür schauen wir uns die Mama und das Kind genau an. Auch an dem Verhalten des Kindes können wir dann schon relativ schnell sehen, woran es liegen könnte. Zum Beispiel wenn wir das Kind einmal ganz ausgezogen auf dem Wickeltisch haben. Dann wird es einmal von oben bis unten begutachten und dann sehen wir vielleicht schon einen sehr aufgeblähten Bauch, das Kind ist sehr verkrampft, sehr unruhig, überstreckt sich. So kann man da schon relativ schnell feststellen, dass es vielleicht mit den Blähungen zu tun haben kann. Und dann versuchen wir da natürlich einzugreifen und den Eltern Tipps mit hatte ich mit an die Hand zu geben, um das Leben ein bisschen erträglicher zu machen.
Was genau versteht man unter Blähungen bei Babys oder Dreimonatskoliken?
Marie: Die Babys können erstmal sehr ausdauernd schreien und das kann sich wirklich über ein bis zwei, also über mehrere Stunden ziehen. Da hilft dann leider auch kein Füttern, kein frisches Windeln, viel Körperkontakt. Man kann es den Kindern kaum recht machen und das beunruhigt natürlich die Eltern sehr. Jedoch ist noch mal wichtig zu sagen, wie Anja auch schon meinte, dass in den seltensten Fällen wirklich etwas Ernsthaftes dahinter steckt. Wir sprechen auch umgangssprachlich von den Dreimonatskoliken, also Säuglings-Blähungen, die in den ersten sechs bis zwölf Lebenswochen vermehrt auftreten.
Und wie genau entstehen diese Blähungen?
Anja: Das ist immer eine gute Frage, denn natürlich wollen die Eltern auch die Ursache dahinter wissen, um das auch besser für sich einordnen zu können. Manche Mütter denken ja, sie hätten etwas falsches gegessen. Tatsächlich ist es aber so, dass Stillende, alles essen dürfen. Die Blähungen deines Babys haben damit nichts zu tun. Das ist aber noch ein sehr verbreiteter Irrglauben. Dabei entstehen Blähungen ganz einfach, wenn Luft nicht richtig aus dem Darm entweichen kann. Dann bilden sich ganz feine träge Schaumblasen, die sich dann mit dem Nahrungsbrei, den das Kind aufnimmt, vermischt. Die Luftbläschen werden darin eingeschlossen. Das Problem dabei ist, dass einfach die Luft im Darm feststeckt und dadurch dann lästige Bauchschmerzen entstehen, die zu schlaflosen Nächten führen, bei den Kindern und bei den Eltern. Wenn das Kind Luft während der Mahlzeit verschluckt und das kann immer passieren, egal ob das Baby gestillt wird oder das Fläschchen bekommt, dann Bilden die zusätzliche Luft und die Milch einen stabilen Milchschaum. Gerade wenn das Verdauungssystem noch nicht ausgereift ist, was ja bei Neugeborenen und Säuglingen der Fall ist, neigt die Milch immer dazu, wenn sie die Magen-Darm-Passage passiert, ein ganz feinblasigen Schaum zu bilden. Die Crux dabei ist, dass dieser auch über mehrere Stunden stabil bleibt und die Gase, die darin sind, nicht entweichen können.
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Kann man dem irgendwie vorbeugen?
Marie: Das Trinkverhalten ist ein wichtiger Faktor. Als Hebammen schauen wir auch auf das richtige Anlegen: Ist die Brustwarze und der Brustwarzenvorhof vollständig vom Mund des Kindes umschlossen? Wichtig ist, dass man die Flaschenkinder hier nicht außer Acht lässt: Wir empfehlen wirklich den Eltern, nach dem Anrühren des Fläschchens die Flasche erst noch mal kurz stehen zu lassen, damit die gebildeten Schaumbläschen sich absetzten können beziehungsweise sich auflösen. Das kann auch Blähungen vorbeugen.
Woran erkenne ich überhaupt, ob mein Baby unter Blähungen leidet?
Anja: Es gibt ein paar Anzeichen, die immer mit Blähungen in Zusammenhang stehen, wie regelmäßiges und über lange Phasen anhaltendes, untröstliches Weinen und Schreien, welches überwiegend in den Abendstunden auftritt. Weitere Hinweise sind, wenn Babys ihre Beine an den Bauch anziehen, ihre Fäuste ballen oder ihren Rücken ins Hohlkreuz drücken. Wenn man das Baby auf dem Wickeltisch betrachtet und sich den Bauch anschaut, dann ist er ganz hart und aufgebläht, als hätte es einen Luftballon verschluckt. Das ist ganz klar ein Zeichen dafür, dass das Kind an Blähungen leidet.
Was kann man konkret bei Blähungen tun? Gibt es da ganz einfache Hausmittel?
Marie: Es ist wichtig zu betonen, dass auch wenn Eltern auf das korrekte Stillen und die Zubereitung der Flasche achten, sie nicht daran schuld sind, wenn das Baby Blähungen bekommt. Sie gehören zu den ersten Lebensmonaten des Babys dazu.
Maßnahmen bei Baby-Blähungen:
- Wärme hilft den Kindern, auch in Form von Wärmflaschen oder Kirschkernsäckchen. Hier müssen die Eltern allerdings sehr genau darauf achten, dass es nicht zu Verbrennungen kommt. Es ist also wichtig, die Wärmequelle nicht auf die nackte Babyhaut zu legen. Auch ein warmes Bad ist eine angenehme Alternative, mit der sich die Kinder oft beruhigen lassen.
- Ruhe und Nähe: Wir sagen immer, dass Babys die Blähungen haben, getragen werden müssen. Körperkontakt zu dem Kind kann ebenfalls sehr beruhigend wirken.
- Breitflächige Bauchmassagen im Uhrzeigersinn durchgeführt helfen der Luft beim Entweichen.
- Beim Fliegergriff liegt das Baby mit dem Bauch auf dem Unterarm von Mama oder Papa mit dem Kopf in Richtung der Ellenbeuge.
- Beide Beine anwinkeln und in kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn bewegen und ein Mal ausstrecken und wieder anwinkeln.
- Das berühmt berüchtigte Bäuerchen ist gerade bei Flaschenkindern sehr wichtig, um überschüssige Luft entweichen zu lassen. Sowohl während als auch nach den Mahlzeiten.
- Auch das Pucken kann dem Baby helfen, wieder zur Ruhe zu kommen. Hierbei wird das Kind mit einer bestimmten Wickeltechnik in ein Tuch eingebunden. Das kann man sich wie ein Kokon vorstellen, der die Geborgenheit im Mutterleib imitiert.
Diese tollen Tipps und Tricks kann man natürlich auch miteinander kombinieren. Man kann also zum Beispiel auch während des Fliegergriffs ein Kirschkernsäckchen mit integrieren und das zwischen Unterarm und Babybauch legen.
Kann auch die Häufigkeit und der Abstand zwischen den Mahlzeiten einen Einfluss auf Blähungen bei Babys haben?
Anja: Also tatsächlich ist es so, dass dieses Anlegen nach Zeitschema inzwischen überholt ist. Man sagt mittlerweile, dass die Kinder ganz nach Bedarf gestillt werden sollen. Vielleicht ist dahingehend der Stand in ein paar Jahren wieder ganz anders, je nach Forschungsstand. Gerade dadurch, dass jetzt auch der Hebammenberuf im Studium ist, wird auch viel in die Richtung geforscht werden, was in den letzten Jahren eher gefehlt hat. Aktuell empfehlen wir aber ganz nach dem individuellen Bedarf des Kindes zu gehen.
Wenn nichts hilft, gibt es auch Mittel, die man in der Apotheke bekommt und ist es ratsam, auch zur Not auf Medikamente zurückzugreifen?
Anja: Klar, es gibt Medikamente und tatsächlich: Sanfte Medikamente aus der Apotheke können in diesen Situationen Wunder wirken. Es gibt da verschiedenste Möglichkeiten, was die Eltern anwenden können. Probiotische Tropfen oder auch Kümmelzäpfchen sind vielleicht einigen schon ein Begriff. Es gibt aber auch entschäumende Suspensionen. Sie enthalten den Wirkstoff Simeticon. Ein Produkt, welches wir immer gerne empfehlen, ist die Velgastin® Blähungen Suspension. Die Tropfen wirken schnell und gezielt und sind dabei gut verträglich. Der Wirkstoff Simeticon bewirkt, dass die Oberflächenspannung der Gasbläschen sich verringert. Dadurch können sich die Gasbläschen, die im Nahrungsbrei eingeschlossen sind, auflösen. Wie Seifenblasen, denen die Luft ausgeht und die einfach zerplatzen. Das ist das, was wir als “entschäumend” bezeichnen. So können die eingeschlossenen Gase auf natürlichem Wege aus dem Magen-Darm-Trakt entweichen. Velgastin® Blähungen Suspension verhindert aber auch die Entstehung neuer Schaumblasen. Blähungen, Völlegefühl, schmerzhafte Krämpfe und der Druck im Bauch können dadurch nachhaltig gelindert werden.
Kann man diese sanften Medikamente jederzeit geben und wenn ja, wie?
Marie: Wir empfehlen immer gründlich die Verpackungsbeilage zu lesen. Man kann diese sanften Medikamente den Babys gut über einen Babylöffel geben oder direkt in die Flaschennahrung einmischen. Das sind in der Regel sehr einfache Wege, Medikamente zu verabreichen. Die Eltern können aber auch immer gern die Hebamme zur Anwendung Fragen oder auch den Kinderarzt/Kinderärztin oder die/den Apotheker*in, die auch immer gern bereit sind, hier Auskunft zu geben.
Habt ihr noch einen abschließenden Tipp für die Mamas und Papas?
Anja: Haltet durch! Das ist eine absolut schwere Phase und diese gilt es einfach zu überstehen. Wir wissen natürlich auch, dass all die Tipps und Tricks manchmal trotzdem nicht helfen. Deshalb ist es wichtig, selbst zur Ruhe zu finden. Das Schreien geht unglaublich an die Substanz und zerrt an den Nerven. Deswegen ist es einfach wichtig für sich selbst als Mama und als Papa auch kleine Pausen in den Alltag zu integrieren, um Abstand zur Situation zu bekommen. In dieser Zeit kann man durchatmen und einen Tee trinken – für Mamas gerne einen Fenchel- oder Kümmeltee, weil der entkrampfende Effekt beim Stillen auch auf die Muttermilch übergehen kann.
Marie: Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Eltern sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Auch hier der Tipp: Eltern können sich auch abwechseln, das mal die Mama eine Stunde dran ist und dann der Papa. Es können Freunde, Familie oder Nachbarn einspringen, damit man sich einfach dann auch die Auszeit als Paar nehmen kann. Aber auch individuelle Zeit, dass die Mama mal vielleicht ein warmes Bad nehmen kann und entspannt oder der Papa seinem Hobby noch nachgehen kann. Auch Schlaf nachholen ist wichtig, denn den Schlafmangel darf man auch nicht unterschätzen, der zehrt zusätzlich ganz schön an den Nerven. Da kann eine Mütze voll Schlaf schon viel ausmachen. So kommt man einfach wieder zu Kräften und startet dann wieder mit Energie in die nächsten Stunden. Ich glaube, wenn man selber einmal durchatmen kann, kann man die Situation auch wieder ganz anders angehen. Und am Ende geht diese Phase auch wieder vorbei.
Du kannst dir das Interview auch als Podcastfolge anhören!
Mehr zu Anja und Marie von Hallohebamme findest du auf ihrem Blog, auf Facebook, in ihrem Podcast und auf ihrem Instagram Kanal @hallohebamme.
Weitere Informationen zu Velgastin® sowie hilfreiche Tipps und Tricks bei Baby-Blähungen findest du hier.
In diesem Video zeigen dir Anja und Marie, wie du den Fliegergriff anwendest, deinem Baby sanfte Medikamente verabreichen kannst und vieles mehr rund um das Thema Blähungen bei Babys!
Velgastin® Blähungen Suspension. Tropfen zum Einnehmen, Suspension. Wirkstoff: Simeticon (Dimeticon: Siliciumdioxid 97:3) 41,2 mg/ml. Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Behandlung gasbedingter Magen-Darm-Beschwerden, z. B. Blähungen (Meteorismus) und Völlegefühl, zur Vorbereitung von Untersuchungen im Bauchbereich, wie z. B. Röntgen und Sonographie.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Stand der Information: 12/2019. Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG, Herzbergstr. 3, 61138 Niederdorfelden. Internet: www.engelhard.de, E-Mail: info@engelhard.de