Natürliche Schmerzmittel für die Geburt

Denkt man an Schmerzmittel während der Geburt, dann fallen einem meistens die PDA, Lachgas oder Infusionen ein. Dabei gibt es viele Techniken, die Geburtsschmerzen auch effektiv erleichtern können, ohne direkt auf Medikamente zurückzugreifen. Diese natürlichen schmerzlindernden Methoden zielen meist nicht darauf ab, Geburtsschmerzen komplett auszuschalten, sondern erstmal darauf, mit ihnen besser zurechtzukommen. Hierzu zählen Wärme, Atemtechniken, gute Betreuung oder Massage. Diese natürlichen Methoden führen zunächst dazu, dass sich die Gebärende wohlfühlt und sich daher auch besser entspannen kann. Entspannung führt wiederum zu einem verminderten Schmerzempfinden und weniger Angst während der Geburt.
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📖 Das erwartet dich im Artikel:

Die wichtigsten natürlichen Schmerzmittel für die Geburt auf einen Blick: 

1. Massage

Massage ist eine der effektivsten natürlichen Methoden zur Schmerzlinderung während der Geburt. Laut der aktuellen Studienlage geben Frauen, die während der Geburt massiert wurden, ein niedrigeres Schmerzlevel, weniger Angst und größere Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis an, als die, welche nicht massiert wurden.

Zu erklären ist dieser Effekt durch die Ausschüttung von Endorphinen und Oxytocin, die bei einer als angenehm empfundenen Massage freigesetzt werden. Endorphine wirken im Gehirn wie ein körpereigenes Opiat und bewirken so Schmerzlinderung. Oxytocin fördert die Wehentätigkeit und fördert so den Geburtsfortschritt. Durch Massage wird außerdem ein Reiz am zentralen Nervensystem gesetzt, der die Schmerzweiterleitung zum Gehirn abschwächt. Die Wehentätigkeit wird durch diesen zusätzlichen Reiz also möglicherweise als weniger intensiv wahrgenommen.

Es gibt verschiedene entspannende und schmerzlindernde Massagetechniken, die am besten durch deinen Geburtspartner ausgeführt werden können. Manche Frauen empfinden Massage und Berührungen während der Geburt als sehr hilfreich und angenehm, während andere am liebsten gar nicht angefasst werden möchten. Das ist völlig normal und kann sich im Geburtsverlauf auch manchmal verändern, daher solltest du einfach ausprobieren, was für dich gut funktioniert.

Das Kreuzbein massieren- Ja, oder nein? 

Viele Gebärende empfinden es als sehr angenehm, während der Wehe am Kreuzbein (direkt oberhalb der Pofalte) massiert zu werden. Das entlastet die Bänder der Gebärmutter, die am unteren Rücken zusammenlaufen. Dabei sollte zunächst mit leichtem oder mäßigem Druck und Öl in einer kreisenden, flächigen Bewegung massiert werden, am besten mit dem Handballen. Wenn gewünscht, kann man die Intensität gerne erhöhen. 

Alternativ eignet sich eine Massage, bei der in den Wehenpausen der Rücken, Nacken, Po und die Beine der Schwangeren in fließenden Bewegungen ausgestrichen werden. Das kann dabei helfen, sich bewusst zu entspannen und den ganzen Körper zu lockern. In den Wehenpausen kann außerdem eine Schulter- und Nackenmassage, eine Gesichtsmassage, Handmassage oder Fußmassage gut tun. Eine Anleitung zu diesen Massagetechniken findest du im Video “Atem- und Massagetechniken”.

2. Atem und Entspannungstechniken als natürliche Schmerzmittel bei der Geburt:

Eine tiefe, langsame und gleichmäßige Atmung während der Wehe ist wahrscheinlich die populärste Methode, um Geburtsschmerz zu lindern. Sie kann ein kraftvolles Instrument sein, um Wehen besser bewältigen zu können, wohingegen ein Anhalten des Atems oder ein zu schnelles Atmen vermieden werden sollten.

Die Studienlage zum Thema zeigt, dass Frauen, die Atemtechniken vor der Geburt erlernt hatten, durchschnittlich ein niedrigeres Schmerzlevel und weniger Angst bei der Geburt angaben und weniger Schmerzmittel brauchten.

Wie also wirkt Atmung auf Geburtsschmerz?

Eine bewusste, tiefe Atmung beruhigt das zentrale Nervensystem und verbessert die Sauerstoffversorgung im Körper. Dies senkt den Spiegel von Stresshormonen, wie Kortisol  im Blut und fördert die Ausschüttung von Endorphinen, die als körpereigenes Schmerzmittel fungieren. Ein ruhiger Atem fördert außerdem Entspannung, Achtsamkeit, Konzentration und Körperbewusstsein während der Geburt, dadurch wird der Geburtsschmerz als machbarer empfunden. Er wirkt somit sowohl auf der körperlichen, als auch der psychischen Ebene.

Besonders schmerzlindernd wirken Atemtechniken laut der bisherigen Studien während der Geburt dann, wenn sie mit anderen Methoden, wie Massage, Selbsthypnose (z.B. durch Hypnobirthing), einem warmen Bad oder positiven Affirmationen und Visualisierungen kombiniert werden. Daher ist es ratsam, sich bereits während der Schwangerschaft, mit Entspannungstechniken, wie Yoga, Meditation, autogenem Training oder Hypnobirthing auseinanderzusetzen.  

Vor allem in der Eröffnungsphase ist ein tiefer, gleichmäßiger Atem in den Bauch während der Wehe oft am wohltuendsten. Außerhalb der Wehen sollte der Atem ruhig und leise sein, so als ob du schläfst. 

Atemübung:

  • Stell dir während der Wehe mit der Einatmung vor, dass du den Atem dorthin schickst, wo du den Schmerz wahrnimmst.
  • Versuche, lang und gleichmäßig auszuatmen, während du dir vorstellst, alle Anspannung aus deinem Körper auszuatmen. 
  • Stelle dir vor, dass du mit jeder langen Ausatmung eine Kerze auspustet. Oder atme auf einen weichen Konsonanten, wie “ffff” oder “schh” aus. 
  • Eine Anleitung zu verschieden  Atemtechniken findest du im Video “Atem- und Massagetechniken” in der Keleya App

Hebammen-Tipp:

Versuche, dir eine möglichst gemütliche Atmosphäre für die Geburt zu schaffen, damit du dich so gut wie möglich entspannen kannst. Hierzu kannst das Licht dämmen, dir deine Lieblingsmusik anmachen oder ein Duftöl verwenden.

 

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3. Wärme

Geburtsschmerzen entstehen unter anderem dadurch, dass sich die Gebärmuttermuskulatur in jeder Wehe krampfartig zusammenzieht. Wärme führt dazu, dass sich die Gefäße weit ,stellen und sich die Muskulatur besser lockern und entspannen kann. Daher empfinden viele Schwangere Wärme, insbesondere in der frühen Phase der Geburt, als hilfreich und schmerzlindernd. Dabei kann man zunächst eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen in den unteren Rücken legen. Das ist insbesondere in Ruhepositionen sehr angenehm und hilft der Schwangeren dabei, sich besser zu entspannen. 

Alternativ dazu eignet sich ein warmes Bad oder eine Dusche zur Schmerzlinderung. Das hat laut der Studienlage möglicherweise viele positive Effekte auf den Geburtsverlauf: Frauen, die ein warmes Bad während der Geburt nahmen, hatten durchschnittlich eine kürzere Eröffnungsphase und gaben weniger Schmerz und mehr Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis an. Daher lohnt es sich immer, Wärme und warmes Wasser im Geburtsverlauf als Schmerzmittel auszuprobieren, wenn laut deiner betreuenden Hebamme nichts dagegen spricht. 

4. Bewegung als Schmerzlinderung

Die gute Nachricht: Die Zeiten, in denen Frauen während der kompletten Geburt liegen mussten, sind vorbei. In der Regel kannst du deine Geburtsposition frei wählen und dich während der Geburt so bewegen, wie es dir gut tut. 

Die Studien zum Thema zeigen, dass Frauen, die sich während der Geburt in aufrechten Positionen bewegten, eine durchschnittlich kürzere Eröffnungsphase hatten und seltener eine PDA benötigten. Sie gaben weniger Schmerz und eine höhere Zufriedenheit an. 

Aktive Bewegung und aufrechte Positionen können dabei helfen, mit dem Schmerz besser umzugehen, egal ob du stehen, knien, laufen, tanzen oder liegen möchtest. Versuche daher, während der Geburt immer wieder die Position zu wechseln und probiere gerne auch aufrechte Positionen, wie den Vierfüßlerstand, Kniestand oder eine stehende Haltung aus. Während der Wehe kann es helfen, kreisende Bewegungen mit deinem Becken zu machen.

In anderen Phasen der Geburt möchtest du vielleicht einfach nur liegen und ausruhen, auch das ist völlig in Ordnung. Wähle in diesem Fall am besten die Seitenlage und lege dir ein gemütliches Kissen zwischen die Knie. Die richtige Kombination aus Bewegung und regelmäßigen Ausruhpausen ist ein wunderbares natürliches Schmerzmittel und kann in allen Geburtsphasen hilfreich und förderlich sein. 

14 Hebammentipps für die Geburtsvorbereitung

5. Kontinuierliche Betreuung – ein natürliches Schmerzmittel bei der Geburt? 

Es ist zwar kein eigentliches Schmerzmittel für die Geburt, aber vielfach wissenschaftlich bewiesen: Eine kontinuierliche Betreuung während der Geburt senkt den Bedarf an Schmerzmitteln laut der bisherigen Studien zum Thema deutlich. Frauen die durchgängig während der Geburt betreut wurden, gaben niedrigere Schmerzlevel, weniger Angst und mehr Zufriedenheit an. Auch die Kaiserschnittrate und der Bedarf für einen Wehentropf lagen wesentlich niedriger.

Wer kann also eine solche Betreuung leisten? 

Erstmal natürlich dein Geburtsbegleiter, also die Person, die dich zur Geburt begleitet und dich währenddessen unterstützt. Wie du siehst, hat gute Unterstützung einen großen Einfluss auf den Geburtsverlauf. Nimm dir daher eine Person mit, der du absolut vertraust und bei der du dich fallen lassen kannst. Eine Hebamme überwacht den Geburtsverlauf, bietet dir während der Geburt körperliche und emotionale Unterstützung und berät dich und deinen Partner bei Entscheidungen im Geburtsverlauf. 

Die Beleghebamme

In den meisten Kliniken arbeiten Hebammen in einem Schichtsystem, sodass alle 8-12 Stunden eine neue Hebamme zum Dienst kommt. Die meisten Hebammen betreuen mehrere Frauen gleichzeitig und können daher meistens nicht kontinuierlich bei einer Frau sein. Eine garantierte kontinuierliche Betreuung bekommst du bei einer Beleghebamme, also eine Hebamme, die mit dir in die Klinik kommt und die ganze Geburt über bei dir bleibt. Auch bei Hausgeburten und im Geburtshaus gibt es eine eins-zu-eins Betreuung. 

Auch eine Doula, also eine professionelle Geburtsbegleitung, könnte eine Option sein. Sie ist nur für die emotionale und körperliche Unterstützung der Mutter und des Partners während der Geburt da. Leistungen von Doulas werden allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen und sie führen keine medizinischen Untersuchungen durch. 

Wie du siehst, gibt es viele Möglichkeiten, Geburtsschmerzen auf natürliche Art zu lindern. Einige Methoden, wie Aromatherapie, Akupunktur und Homöopathie sind hier nicht näher erklärt, auch wenn sie ebenfalls sehr gute Effekte zeigen können. Lass dich am besten von der Hebamme an deinem gewählten Geburtsort zu den besten Möglichkeiten der natürlichen Schmerzlinderung beraten. 

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