Der Schlaf von Babys
Willkommen im Club! Mit der Geburt deines Babys treten Mamas und Papas scheinbar automatisch und unbemerkt in einen elitären Club ein, der sich „Elternschaft“ nennt. Völlig unaufgefordert bekommst du dann meist zahlreiche gut gemeinte Ratschläge wie zum Schlaf von Baby und Weisheiten für den Umgang mit dem kleinen Erdenbürger von den „alteingesessenen“ Clubmitgliedern aufgedrängt. „Tu dies nicht! Macht auf keinen Fall…! Also, bei uns war das so…“ Plötzlich weiß es jeder besser. Das betrifft vor allem das heilige Thema Schlaf.
Gerade Eltern mit Durchschlaf-Babys, neigen manchmal dazu dies als eine Art Leistung darzustellen und wissen häufig ganz genau, was andere falsch machen. Das glauben sie zumindest. So konnten sich zahlreiche Mythen rund um das Thema “Babyschlaf” herausbilden. Und dabei ist es wie mit guten Gerüchten: Jeder dichtet etwas hinzu, bis nichts mehr stimmt. Damit ist jetzt Schluss! Hier sind die typischen Mythen rund um den Babyschlaf mit Antworten, die euch wirklich weiterhelfen:
1. Mythos: „Wenn das Kind müde ist, schläft es von allein!“
Diese Idee stammt wohl von Menschen, die es sich besonders leicht machen wollten. Fehlanzeige! Gerade beim Start in diese Welt benötigen Babys unsere Hilfe. Sie brauchen uns beim Essen, Anziehen, Waschen und tatsächlich auch beim Schlafen. Schließlich bedeutet Einschlafen absolute Hingabe und Vertrauen. Und wer kann uns das geben? Mama und Papa! Alle Kinder brauchen vor allem zu Beginn viel Nähe und die individuelle Einschlafbegleitung einer Bezugsperson, zu der sie eine Bindung aufgebaut haben. Viele Babys schlafen selig beim Stillen ein, andere wollen getragen werden und wieder andere mögen eine regelmäßige Geräuschkulisse, die sie an die Zeit im Bauch erinnert.
Egal ob Tag- oder Nachtschlaf: Im ersten Lebensjahr ist es wichtig, Babys dabei zu unterstützen dann zu schlafen, wenn sie müde sind. Dabei braucht jedes Kind eine andere Art der Zuwendung, um zur Ruhe zu kommen. Verlasse dich auf deinen Instinkt, um für euch den richtigen Weg zu finden.
2. Mythos: „Wenn das Kind tagsüber wenig schläft, schläft es nachts gut!“
Unsinn! Ein Neugeborenes absichtlich wachzuhalten, ist keine gute Idee! Babys im ersten Lebensjahr brauchen noch viel Schlaf. Nur so können sie Energie tanken und alle Eindrücke verarbeiten. Diese Entspannung ist unbedingt notwendig, da sonst die Anspannung im Körper des Kindes immer weiter ansteigt. Es wird dann quengelig, leicht reizbar und übermüdet. Der kleine Körper produziert dann Stresshormone. Ist dieser Punkt erreicht, kann es noch schwerer einschlafen und schon gar nicht durchschlafen.
Ein entspannter Nachtschlaf beginnt immer schon am Tag. Und dazu gehören mehrere kleine Ruhe- und Schlafenszeiten. Wann der beste Zeitpunkt, das sogenannte „Einschlaffenster“, für diese Ruhephase ist, können Eltern an vielen kleinen Zeichen (Augenreiben, Kopf wegdrehen, quengeln) erkennen. Dann brauchen die Kleinen entsprechend eure Hilfe. Nehmt euch die Zeit! Euer Kind wird euch mit einem ausgeruhten Lächeln belohnen.
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3. Mythos: „Wenn ich das Kind abends später hinlege, kann ich morgens ausschlafen!“
Diese Methode funktioniert gut bei Kindern ab fünf bis sechs Jahren. Babys und Kleinkinder unterliegen dagegen noch den Biorhythmen ihres Körpers. Hier gilt: Es ist egal, wie spät ein Kind abends einschläft, es wacht in der Regel trotzdem irgendwann zwischen 6 Uhr und 7:30 Uhr auf. Nicht selten ist eine sehr späte Bettgehzeit sogar der Grund dafür, dass Babys und Kinder anfangen, viel früher am Morgen wach zu werden. Zwischen 5 Uhr und 5:30 Uhr ist beispielsweise die beliebteste Zeit.
Mehr zu Thema Schlafrhythmus von Babys findest du in unserem Artikel „So verhilfst du deinem Baby zu einem gesunden Schlafrhythmus“.
4. Mythos: „Du verwöhnst dein Baby, wenn du es in den Schlaf trägst.“
Babys sind von Beginn an auf unsere Unterstützung (Co-Regulation) angewiesen, um ihre Bedürfnisse nach Nähe, Sicherheit und Nahrung zu befriedigen. Tragen, Kuscheln, Stillen oder das Fläschchen geben, Körperkontakt, Bewegung und Geräusche (Singen, Rauschen etc.) führen meist recht schnell dazu, dass sie sich entspannen und sanft in den Schlaf finden. Diese Beruhigungsstrategien haben ihre Berechtigung, denn jedes Baby braucht sie in unterschiedlichem Ausmaß. Natürlich gibt es Neugeborene, die man „einfach ablegen“ kann. Andere wiederum wollen in den ersten Wochen gar nicht ohne Mama oder Papa sein. Beides ist normal. Studien zeigen, dass Neugeborene bei intensivem Körperkontakt schneller wachsen, seltener an schweren Infektionen leiden, weniger schreien und auch ruhiger schlafen.
Ergo: Körperkontakt ist für die Psyche, Gesundheit und die Stärkung der sozialen Bindung enorm wichtig. Er fördert die Ausschüttung von Wachstumshormonen und die Reifung des Gehirns. Du kannst dein Baby also nicht verwöhnen! Du machst es zu einem gesunden und glückseligen kleinen Menschen.
5. Mythos: „Während der Entwicklungsschübe schlafen Kinder schlechter.“
Das stimmt tatsächlich zu 100% und es gibt einen guten Grund dafür: Die mentale Entwicklung eines Babys findet ausschließlich im Schlaf statt. Weil es so viel zu lernen und zu verarbeiten gibt, schlafen Kinder während der Entwicklungsschübe insgesamt unruhiger. Viele Babys wachen dann plötzlich von jedem Geräusch auf und reagieren viel sensibler auf ihre Umwelt.
Hier hilft nur das Mantra aller Eltern: „Es ist nur eine Phase! Es geht vorbei.“
6. Mythos: „Babys sollten tagsüber lieber im Hellen schlafen!“
In den ersten 10 bis 12 Wochen ist es tatsächlich so, dass kleine Babys Tag und Nacht verwechseln können, wenn sie ihr Mittagsschläfchen in zu dunklen Räumen halten. Nach dieser Zeit sollte sich allerdings der Tag-Nacht-Rhythmus eingependelt haben. Dann ist es völlig unbedenklich und auch förderlich das Zimmer etwas abzudunkeln. So kann dein Baby schneller einschlafen und länger am Stück ruhen.
7. Mythos: „Einschlafen beim Stillen oder Fläschchen ist eine schlechte Angewohnheit.“
Alle Babys können während des Stillens oder beim Trinken an der Flasche einschlafen! Das ist keine Angewohnheit, sondern passiert einfach. Ein Neugeborenes hat keine Angewohnheiten. Es handelt instinktiv. Saugen und Nuckeln wirken von Natur aus beruhigend. Der Körperkontakt durch Mama oder Papa entspannt zusätzlich. Wer würde da nicht selig einschlummern?
Im späteren Verlauf kann es natürlich zu einer Herausforderung werden, wenn der Nachwuchs ausschließlich an der Brust oder Flasche einschlafen möchte und es ohne gar nicht mehr kann. Dafür ist es sinnvoll, frühzeitig alternative Einschlafmöglichkeiten zu probieren. Den Start auf diese Welt sollten wir unseren Kleinen dennoch so schön und gemütlich wie möglich machen.
8. Mythos: „Babys schlafen besser, wenn es komplett leise ist.“
Jein! Viele Babys schlafen besser, wenn sie Geräusche hören. Schließlich war es im Bauch auch nicht mucksmäuschenstill. Der rhythmische Herzschlag der Mama, das Rauschen des Bluts durch die Arterien, die Atmung, Verdauungsgeräusche und die Geräuschkulisse von außen gehörten zum Alltag. Tatsächlich sind all diese Laute vergleichbar mit Verkehrslärm auf einer vielbefahrenen Straße.
Ein guter Grund, weshalb Babys häufig gut einschlafen, während Mama gemütlich plaudert, der Staubsauger läuft oder der Papa schnarcht. Auch größere Kinder, die hören, dass Mama oder Papa in der Nähe sind, fühlen sich sicher und können so leichter zur Ruhe kommen.
Aber, wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! Manche Babys (und auch Erwachsene) können schon durch kleine Geräusche aus dem Schlaf hochschrecken. Sie hören einfach alles und sind geräuschempfindlich. Es ist also sehr individuell und von Beginn an sind wir alle verschieden.
Augen zu und durch – so meisterst du den Schlaf deines Babys
Gerüstet mit diesem Wissen, kannst du nun beruhigt in das Haifischbecken „Eltern-Club“ eintreten und mitreden. Oder ihr lasst euch einfach beim Thema Schlaf nicht verunsichern und macht von Anfang an euer eigenes Ding. Als Familie bildet ihr jetzt nämlich einen noch viel exklusiveren Club. Einen schönen Start und ruhige Nächte wünscht eure Babyschlaffee!
Ein guter Grund, weshalb Babys häufig gut einschlafen, während Mama gemütlich plaudert, der Staubsauger läuft oder der Papa schnarcht. Auch größere Kinder, die hören, dass Mama oder Papa in der Nähe sind, fühlen sich sicher und können so leichter zur Ruhe kommen.
Aber, wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! Manche Babys (und auch Erwachsene) können schon durch kleine Geräusche aus dem Schlaf hochschrecken. Sie hören einfach alles und sind geräuschempfindlich. Es ist also sehr individuell und von Beginn an sind wir alle verschieden.
Autorin:
Irins Kaiser ist Babyschlafexpertin, Stillberaterin und Mama von zwei Kindern. In ihrer Babyschlafschule hilft sie müden Eltern dabei, einen eigenen Weg zu mehr Ruhe und Schlaf für die ganze Familie zu finden. Ihr bedürfnisorientierter Ansatz, ganz ohne Schlaftraining, wird bei Eltern von Babys und Kleinkindern sehr geschätzt.
Über 2 000 Familien haben mithilfe ihrer Online-Kurse bereits gelernt, die Bedürfnisse ihrer Kinder besser zu verstehen und ihnen so den Schlaf zu ermöglichen, den sie für ihre gesunde Entwicklung brauchen.