Fruchtwasser oder Ausfluss
Gerade in den letzten Wochen vor der Geburt berichten viele Schwangere von vermehrt feuchten Ausscheidungen und nassen Höschen. Vor allem nach einem Nieser oder beim Lachen spüren sie plötzlich warme Flüssigkeiten zwischen den Beinen. Da macht sich bei vielen werdenden Müttern schnell die Sorge breit: Ist die Fruchtblase geplatzt? Und wenn ja, würde ich Fruchtwasser überhaupt erkennen?
Wichtige Fragen, die es vor allem deshalb zu beantworten gilt, damit du dich beruhigt fühlst und die letzten spannenden Wochen angstfrei verbringen kannst.
Was scheidet mein Körper aus?
Eine Schwangerschaft bedeutet für Geist und Körper viele große Veränderungen. Es gibt allerdings bestimmte Körperregionen die mehr beansprucht werden als andere. Dazu gehört der Beckenboden und der gesamte Genitalbereich einer werdenden Mama. Als Schwangere wirst du sicherlich alles was sich in diesem Bereich tut genau unter die Lupe nehmen, um sicher zu gehen, dass es dir und deinem Baby gut geht und die Schwangerschaft nach Plan verläuft.
Dabei ist Ausfluss nicht zwingend ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Im Gegenteil, es ist ein Mechanismus des Körpers um Muttermund und Scheide sauber zu halten und Infektionen zu verhindern. Hast du in den Monaten der Schwangerschaft, milchigen bis gelblichen Ausfluss, dann ist das ganz normal. Dein Intimbereich wird in dieser Zeit deutlich stärker durchblutet und bereitet sich auf die Geburt deines Kindes vor. Dies bedeutet auch eine höhere Produktion von Sekreten, die Schleimhautzellen deiner Gebärmutter und der Vagina rausspülen.
Auch der Druck auf deine Blase ist durch das heranwachsende Kind stark erhöht, weshalb viele Frauen während der letzten Monate eine leichte Inkontinenz erleben. Ein Teil der Nässe die du verspürst, kann also auch von Urintröpfchen verursacht werden. Auch das ist völlig natürlich und kein Grund zur Sorge.
Woran erkenne ich Fruchtwasser oder Ausfluss?
Der Unterschied zu normalen Ausflüssen besteht vor allem in der Konsistenz und Farbe. Fruchtwasser ist durchsichtig, ähnlich wie Wasser, kann aber leichte Blutspuren enthalten, weshalb es in manchen Fällen leicht rosa verfärbt ist. Das Fruchtwasser kommt außerdem meistens Schwallartig und in flüssiger Form, während der typische Schwangerschafts Ausfluss eher weißlich und schmierig, also von der Konsistenz fester konzipiert ist.
Der Unterschied zu Urin liegt in erster Linie im Geruch. Fruchtwasser ist tendenziell Geruchlos oder riecht sogar süßlich. Ein weiterer wichtiger Hinweis ist, dass du den Urinstrahl durch das Anspannen deiner Beckenbodenmuskulatur anhalten kannst. Den Fluss des Fruchtwasser kannst du hingegen nicht kontrollieren.
Trotz dieser Tipps, ist es oft schwer eindeutig festzustellen um welche Art von Körperflüssigkeit es sich handelt. Allerdings haben alle drei Flüssigkeiten einen unterschiedlichen pH-Wert. Der Normalwert für Ausflüsse liegt bei circa 4.0 bis 4.5. Urin hat in der Regel eine pH-Wert von etwa 6.0 und Fruchtwasser hat einen pH-Wert von 7.0 aufwärts. Diesen pH-Wert kannst du auch von Zuhause aus testen, mit sogenannten Leckmus-Teststreifen die du in der Apotheke kaufen kannst.
Wie funktioniert ein Lackmustest?
Es ist sinnvoll, Lackmus-Teststreifen in den letzten Wochen vor der Geburt auf Vorrat zu haben. Gerade falls du sowieso zu Ausflüssen tendierst. Für diesen Lackmustest wird ein Papierstreifen verwendet, der sich bei Berührung mit einer Flüssigkeit verfärbt. Die resultierende Farbe verrät dir dann, den pH-Wert der entsprechenden Flüssigkeit. Dies funktioniert dank des Farbstoffes Lackmus, der seine Farbe verändert, in Abhängigkeit davon, ob er mit Säuren oder Basen in Kontakt kommt.
In der Regel färbt sich ein solcher Teststreifen Rot wenn er mit typischem Ausfluss in Berührung kommt. Bei Urin färbt sich das Papier meist grünlich und bei Fruchtwasser wird der Streifen in der Regel bläulich oder violett.
Es ist allerdings wichtig, dass du dir die Verpackungsbeilage und die entsprechende Anleitung gut durchließt, da es Lackmustests mit verschiedenen farblichen Ausrichtungen geben kann. Ein solcher Test ist zudem auch nicht 100% zuverlässig, zum Beispiel durch Kontamination der Flüssigkeit durch gleichzeitiges Austreten von Urin. Solltest du also Zweifel haben oder dir über das Ergebnis der Verfärbung unsicher sein, ist es ratsam deine Hebamme hinzuzuziehen.
Was tun, wenn es tatsächlich Fruchtwasser ist?
Sollte es sich tatsächlich um Fruchtwasser handeln, solltest du dich hinlegen und dein Becken in Hochlage bringen, denn es bedeutet, dass die Geburt im Gange ist. Kontaktiere so schnell wie möglich deine Hebamme und Arzt. Wird die Geburt nicht zeitnah eingeleitet, kann es zu Infektionen oder anderen Komplikationen kommen.
Wie kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung?
Für einen vorzeitigen Blasensprung kann es verschiedenste Gründe geben. Bei Mehrlingsgeburten ist der Druck auf die Fruchtblase deutlich höher. Aber auch bei Frauen die ein Kind austragen kann es zu kleinen Rissen an der Fruchtblase kommen. Ist die Fruchtblase ansonsten intakt, kann sich ein solcher Riss von selbst wieder verschließen und bleibt in manchen Fällen sogar völlig unbemerkt.
Durch einen Riss können allerdings auch Keime eindringen und für eine Infektion sorgen. Infektionen können ebenfalls ein Grund für einen vorzeitigen Blasensprung sein und sollten deshalb engmaschig behandelt werden.
Bräunlicher Ausfluss
Bei circa 20 – 30% gebärender Frauen kam es während der Schwangerschaft zu Schmierblutungen bis zu leichten Blutungen. Brauner, bräunlicher oder dunkel roter Ausfluss ist relativ normal, sollte dennoch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin abgesprochen werden. Es ist allerdings kein Zeichen für einen Riss an der Fruchtblase oder für einen vorzeitigen Blasensprung.
Worauf du achten solltest
Viele Ausscheidungen sind ganz natürlich und kein Grund zur Sorge. Veränderungen in Konsistenz, Farbe und/oder Geruch können dennoch Warnsignale sein, weshalb du regelmäßig eine Kontrolle durchführen kannst. Am besten schaust du dir die Ausflüsse in deinem Höschen oder auf einer Einlage an, solltest du eine tragen. Beobachte ob du Veränderungen bemerkst und berichte diese deiner Hebamme, sobald dir etwas Merkwürdig erscheint. Es ist verständlich als werdende Mama etwas verunsichert zu sein und dir den Rat einer Expertin oder eines Experten zu holen.
Versuche in jedem Falle ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. In den meisten Fällen sind die oben genannten Ausflüsse unbedenklich.
Versuche dich gut zu informieren und deine Sorgen mit deiner Hebamme zu teilen und alle Fragen zu stellen, die dich beschäftigen. Damit fühlst du dich sicherer und hast das Gefühl gut vorbereitet zu sein.