Herzlichen Glückwunsch! Du wirst bald Mama oder bist es vor kurzem geworden? Du möchtest dein Baby stillen und fragst dich, wie du das richtig machst oder hast vielleicht gerade ein kleines Stillproblem, das du lösen möchtest? In diesem Artikel erhältst du eine Übersicht, was du beim Stillen beachten solltest, damit du mit deinem Baby eine möglichst schöne Stillzeit genießen kannst.
Richtig stillen – Vorbereitung in der Schwangerschaft
Entgegen vieler Ammenmärchen musst du deine Brustwarzen während der Schwangerschaft nicht auf die Stillzeit vorbereiten. Weder Kneifen, Zwicken noch Eiswürfel helfen, sondern können sie sogar verletzen. Dein Körper bereitet sich von ganz alleine auf die Stillzeit vor. So pflegen zum Beispiel die Montgomery Drüsen (sie sehen aus wie kleine Pickelchen auf dem Warzenhof) die Brustwarze mit einem körpereigenen Sekret und machen sie geschmeidig. Das Fettgewebe wird mehr und mehr durch Drüsengewebe ersetzt, in dem die Muttermilch gebildet wird. Die Vormilch (das Kolostrum) wird etwa 12 Wochen vor der Geburt und in den ersten drei Tagen nach der Geburt gebildet. Es ist normal, wenn davon ein paar Tropfen aus der Brust fließen, wenn du beispielsweise duscht. Aber nicht alle Frauen beobachten das.
Lediglich bei Flach- oder Hohlwarzen kann es hilfreich sein, die Bindegewebsstränge der Brustwarze mit Hilfe eines Brustwarzenformers ab der 32. Schwangerschaftswoche durch passiven Druck sanft zu dehnen.
Die eigentliche Vorbereitung auf das Stillen findet mental statt. Durch Stillvorbereitungskurse und diverse Fachliteratur kannst du dich auf die Stillzeit vorbereiten, sodass du weißt was dich erwartet und wann du dir Hilfe holen solltest.
Kurz nach der Entbindung
Dein Baby ist geboren und nun kann das Stillen beginnen. Zum ersten Mal in seinem Leben, muss dein Kind nun die Brust suchen, die Brustwarze in den Mund nehmen und saugen. Das ist eine große Umstellung, weil das Baby nun nicht mehr, wie im Mutterleib, automatisch über die Nabelschnur mit allen Nährstoffen versorgt wird, sondern selbst aktiv werden muss. Viele Kinder müssen sich daran erst gewöhnen und auch du brauchst vermutlich etwas Zeit, um im Umgang und Handling mit deinem Baby sicherer zu werden. Setze dich also nicht unter Druck! Das Wochenbett (die ersten 6-8 Wochen nach der Geburt) sind auch dafür da, dass sich eure Stillbeziehung einspielt.
Wichtig ist, dass dein Baby unmittelbar nach der Geburt nicht von dir getrennt wird (außer es besteht eine medizinische Notwendigkeit). Im Idealfall bietet eure Klinik die Möglichkeit zum 24 h Rooming-in – dein Baby bleibt immer bei dir, auch nachts. Auch das Wiegen, Messen und Anziehen kann warten, denn nun geht es darum, sich kennenzulernen.
Idealerweise wird dir dein Baby nach der Entbindung sofort auf die Brust gelegt. Im direkten Hautkontakt könnt ihr euch das erste Mal “beschnuppern”. Die meisten Kinder bewegen sich innerhalb der ersten Stunde nach der Entbindung von alleine zur Brust (breast crawl). Du kannst dein Baby dabei unterstützen, indem du ihm hilfst Richtung Brust zu rutschen. Dort angekommen, hältst du dein Baby mit beiden Händen am Po. Falls das für dich noch sehr ungewohnt ist, frag bitte deine Hebamme nach Unterstützung.
Wenn das Baby innerhalb der ersten Stunde an der Brust saugt, bleibt sein Blutzuckerspiegel stabil und der Hautkontakt sorgt dafür, dass dein Baby seine Temperatur besser halten kann und sich die Atmung normalisiert. Das Kolostrum, also die Milch, die dein Baby als Erstes trinkt, ist voller Nährstoffe, Antikörper, Stammzellen, Proteine, Kohlenhydrate, Vitamine und Wasser und leuchtet gelblich/orange. Da das Magenvolumen deines Babys zu Beginn noch sehr klein ist (entspricht etwa einer Kirsche) benötigt es pro Stillmahlzeit nur wenige Milliliter.
Hormone steuern die Milchbildung und den Milchfluss
Oxytocin, das sogenannte Liebes- oder Kuschelhormon, ist unter anderem auch für den Milchfluss verantwortlich und seine Konzentration nach der Geburt besonders hoch. Prolaktin wiederum, das für die Milchbildung benötigt wird, wird vor allem dann ausgeschüttet, wenn die Brust stimuliert wird. Die Nachfrage nach Muttermilch bestimmt daher das Angebot. Frühes, häufiges Anlegen nach dem individuellen Bedarf des Babys ist demnach essentiell wichtig, um die Milchproduktion anzuregen. Die ersten Stunden und Tage nach einer Geburt sind ein sehr sensibles Zeitfenster. In dieser Phase wird der Grundstein dafür gelegt, dass du Wochen und Monate später noch genügend Milch für dein Baby bildest.
So oft solltest du dein Baby stillen
Stille dein Baby bitte immer, wenn es Hungerzeichen zeigt. Ein Neugeborenes trinkt zwischen 8-12 Mal oder öfter in 24h (auch nachts). Das hört sich nach sehr viel an, aber die gute Nachricht ist, dass es Studien gibt, die zeigen, dass stillende Mütter dennoch mehr Schlaf bekommen als Mütter, die die Flasche geben. Wacht dein Baby zu Beginn der Stillbeziehung noch nicht von alleine für seine Stillmahlzeiten auf, solltest du es aufwecken. Nachts ist eine Schlafpause von einmalig fünf Stunden am Stück aber in der Regel kein Problem.
Hast du ein Frühchen oder ein krankes Baby, kann die Gewinnung der Muttermilch per Hand oder mit Hilfe einer elektrischen Milchpumpe notwendig sein, um die Milchbildung frühzeitig anzuregen. Das Krankenhauspersonal wird dich dabei unterstützen und beraten.
Einen Schnuller zur Beruhigung solltest du möglichst erst einsetzen, wenn sich das Stillen eingespielt hat. Denn das Saugen vermittelt dem Gehirn des Babys, dass es Nahrung zu sich nimmt, obwohl sich sein Magen gar nicht füllt. Das kann zu Gewichtsproblemen führen und manche Kinder gewöhnen sich schnell an die Form und das Material des Saugers, sodass es Schwierigkeiten geben kann, wenn sie zurück zur Brust wechseln sollen. Das Gleiche gilt auch für Flaschen/Sauger. Es gibt deshalb andere Stillhilfsmittel (Sonde/Brusternährungsset, Becher, Löffel etc.) womit ein Kind zugefüttert werden kann, sollte dies erforderlich sein.
Stillpositionen – wie halte ich mein Baby richtig?
Zu den geläufigsten Stillpositionen gehören die Wiege – und Kreuzwiegehaltung, sowie die Rückenhaltung. Für Mütter, die beispielsweise einen Kaiserschnitt hatten, empfiehlt sich eine Position, bei der das Kind nicht auf den Bauch drückt. Du kannst auch liegend stillen, das ist besonders nachts angenehm, denn so kannst du zusammen mit dein Baby beim Stillen wieder einschlafen.
Bis sich die Stillbeziehung eingespielt hat, lohnt es sich aber ganz genau darauf zu achten, ob das Baby korrekt positioniert ist. Das ist besonders wichtig, um wunde Brustwarzen zu vermeiden. Daher empfiehlt sich, das Baby zu Beginn in der Kreuzwiege – oder Rückenhaltung zu stillen, weil man dabei am besten sieht, ob das Baby richtig angelegt ist. Deine Hebamme oder Stillberaterin unterstützen dich vor Ort beim richtigen Anlegen und zeigen dir die verschiedenen Stillpositionen und worauf du achten solltest.
Wie lege ich mein Baby korrekt an die Brust an?
Da eine Stillmahlzeit länger dauern kann, solltest du dir deine Stillumgebung entsprechend vorbereiten. Hole dir dein Stillkissen (wenn du eines hast) und/oder andere Kissen, die deinen Rücken stützen, sodass du bequem sitzt. Lege, wenn du möchtest, deine Füße hoch, hole dir einen Snack und ein Glas Wasser, denn Stillen macht hungrig und durstig. Wenn du alles vorbereitet hast und das Stillen beginnt, ist es unabhängig von der Stillposition immer wichtig, dass dein Baby eine gerade Linie bildet. Das heißt der Kopf, der Nacken, die Schultern, die Hüfte und die Beine bilden eine Linie.
Die Nase deines Babys sollte zu deiner Brustwarze deuten. In dieser Haltung macht dein Baby einen großen, weiten Mund, was für die Milchbildung wichtig ist. So wird die Brust ideal stimuliert und dein Baby gewinnt am meisten Milch. Daher sollten Babys beim Stillen ihren Mund um ca. 140 Grad öffnen, damit sie die Brustwarze und möglichst viel vom Warzenhof in den Mund nehmen können. Außerdem liegt deine Brustwarze so tief im Mund deines Kindes am Übergang vom harten und weichen Gaumen und deine Brustwarze wird beim Stillen nicht wund und das Stillen ist schmerzfrei.
Achtung: Wenn dein Kind nur an der Brustwarze saugt, ist es nicht richtig angelegt! In diesem Fall ist das Stillen schmerzhaft und deine Brustwarze wird wund. Wenn du Schmerzen verspürst, unterbreche das Stillen, indem du mit deinem sauberen kleinen Finger den Saugschluss im Mundwinkel deines Kindes löst und beginne von vorne.
Ist dein Kind richtig angelegt, berührt sein Kinn typischerweise deine Brust und die Lippen sind nach außen gestülpt. Du hörst es Saugen, Schlucken und Atmen und möglicherweise bewegen sich seine Ohren.
Am motiviertesten sind die Kinder übrigens, wenn auf ihre frühen Hungerzeichen (mit dem Kopf suchen, an der Hand lutschen, Zunge herausstrecken) prompt mit dem Stillen reagiert wird. Ein weinendes, aufgebrachtes und sehr hungriges Kind wird an der Brust eher nicht so gut zur Ruhe kommen und tendenziell nicht so gut angelegt sein.
Trinkdauer – Wie lange dauert die Stillmahlzeit eines Babys?
Im Durchschnitt beträgt die Trinkdauer ca. 10 – 30 Minuten. Manche Babys sind Schnelltrinker und das ist okay, solange die Gewichtsentwicklung normal ist. Andere Babys brauchen mehr Zeit, was auch kein Problem ist, wenn sie richtig angelegt sind und die Brustwarze nicht wund lutschen.
Lasse dein Baby aber immer an einer Brust fertig trinken. Der Milchspendereflex wird bei einer Stillmahlzeit bis zu sechsmal ausgelöst und mit jedem Mal wird die Milch fettreicher. Diese sogenannte Hintermilch braucht dein Baby, um groß und stark zu werden. Wenn dein Baby von alleine seinen Kopf von der Brust wegdreht, nimm es hoch, lasse es aufstoßen und biete danach noch die zweite Brust an. Manche Kinder trinken die zweite Seite komplett, andere nur ein bisschen und wieder andere sind schon satt und trinken gar nicht.
Du wirst bemerken, dass sich diese Vorlieben im Laufe der Stillzeit auch immer mal wieder verändern können.
Wie immer gilt: solltest du Fragen oder Schwierigkeiten beim Stillen haben, ist es sinnvoll, deine Hebamme und/oder eine Stillberater:in frühzeitig zu kontaktieren, damit sich das Problem nicht verstärkt. Oft kann dir eine Fachperson vor Ort kleine Tipps und Tricks zeigen, die viel bewirken.