Übermäßige Übelkeit in der Schwangerschaft – Hyperemesis gravidarum

Spätestens seit Herzogin Kate des englischen Königshauses an Hyperemesis gravidarum litt, haben aufmerksame Zeitungsleser diesen Begriff wahrgenommen. Er steht für Beschwerden wie ungewöhnliche oder extreme Übelkeit in der Schwangerschaft und unstillbares Erbrechen als Begleiterscheinung. In den meisten Fällen leiden die werdenden Mamas "nur" in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten unter starker Übelkeit.
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Fakt ist jedoch, dass die Symptome stark variieren können. So können manche Frauen zwei beschwerdefreie Schwangerschaften erleben, aber dafür bei der dritten von starker Übelkeit betroffen sein. Bei anderen Frauen wird jede Schwangerschaft von extremen Unwohlsein und ständigem Erbrechen begleitet.

Starke Übelkeit in der Schwangerschaft – Was ist Hyperemesis Gravidarum?

Der Normalfall ist, dass es in der ersten Phase einer Schwangerschaft zu morgendlicher Übelkeit kommt. In diesem Fall sprechen die Ärzte von einer „Emesis gravidarum“. Bei der „Hyperemesis gravidarum“ erbrechen sich die werdenden Mamas jedoch während des gesamten Tages und sogar nachts – und zwar unabhängig davon, ob sie etwas gegessen haben oder nicht. Die starke Übelkeit sorgt bei vielen für körperliche und seelische Belastungen.

In seltenen Fällen können die Frauen auch über die Zeit des ersten Trimesters hinaus von Erbrechen und starker Übelkeit in der Schwangerschaft betroffen sein. Bei etwa einem Prozent der werdenden Mamas schmälert dieser Zustand nicht nur die Vorfreude auf das Kind, sondern führt in manchen Fällen zu so starkem Leidensdruck, dass die werdende Mama sich nichts sehnlicher wünscht, als die Schwangerschaft sofort zu beenden.

Ab wann spricht man von einer Hyperemesis Gravidarum?

Vom Zustand einer schwerwiegenden Schwangerschaftsübelkeit mit häufigem Erbrechen spricht man, wenn eine werdende Mama vom Beginn der Schwangerschaft an ungewöhnlich starker Übelkeit leidet und von häufigem Erbrechen betroffen ist. In der Regel endet eine so starke Schwangerschaftsübelkeit ab der 14. Schwangerschaftswoche. In manchen Fällen schwächt sie sich zumindest erheblich ab. Es sind aber auch Fälle bekannt, wo die Symptome einer Hyperemesis gravidarum länger anhalten.

Übermäßiges Erbrechen und starke Übelkeit können eigentlich über die gesamten neun Monate einer Schwangerschaft auftreten. Alles, was über eine gewöhnliche Schwangerschaftsübelkeit mit morgendlichem Erbrechen hinausgeht, ist als Hyperemesis gravidarum anzusehen. Dieser Zustand bedeutet erhebliche Belastungen für die werdende Mama und Stress für das Ungeborene. Es kommt zu Ernährungsproblemen, Anzeichen einer Dehydration und Gewichtsverlusten.

Symptome von übermäßiger Übelkeit in der Schwangerschaft

Bei Vorliegen einer Hyperemesis gravidarum leidet die werdende Mama unter starker bis extremer Übelkeit. Sie muss sich mehrfach täglich erbrechen, teilweise auch nachts. In der Folge leidet sie unter Appetitverlust. Es macht keinen Unterschied, ob sie etwas isst oder nicht. Auch bei leerem Magen wird erbrochen. Dauert dieser Zustand an, führt er zu Gewichtsverlust, Appetitmangel, Erschöpfung und seelischem Stress. Die Schwangerschaft ist dadurch natürlich äußerst belastend. Vielen werdende Mamas, die davon betroffen sind, fällt es schwer sich auf die Geburt zu freuen.

Oft hilft das Gespräch mit einer erfahrenen Hebamme. Falls du an den typischen Symptomen extremer Übelkeit in der Schwangerschaft leidest, kannst du auch die ammely Videosprechstunde mit Hebammen nutzen. Über die Hebammenplattform ammely kannst du ganz einfach und schnell Termine mit der nächsten verfügbaren Hebamme buchen – auch in akuten Fällen. Die Kosten werden von deiner gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

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Treten Symptome wie Übelkeit und Erbrechen erst nach der neunten Schwangerschaftswoche auf, ist möglicherweise keine Hyperemesis gravidarum die Ursache. Oft handelt es sich dabei eher um einen verdorbenen Magen, eine akute Darm-Problematik oder ein Magengeschwür. Eine zeitnahe Abklärung mit einem Arzt oder  einer Hebamme ist hier meist sinnvoll, um die Symptome besser einordnen zu können.

Wie können Ärzte Hyperemesis gravidarum feststellen?

Die Symptomatik übermäßiger Übelkeit in der Schwangerschaft ist an sich schon typisch genug und umfassend bekannt. Doch nicht alle Mediziner diagnostizieren die Hyperemesis nach einheitlichen Standards. Bisher wird der Zustand der Hyperemesis gravidarum nicht klar definiert. Manche Ärzte stellen die Diagnose bereits, wenn eine werdende Mama über ständiges Erbrechen, starke Übelkeit und Appetitmangel klagt. Andere Mediziner stellen diese Diagnose erst bei Anzeichen einer Dehydrierung oder einem Gewichtsverlust von fünf bis zehn Prozent des vorherigen Körpergewichts.

Es gibt keine fixierten Parameter für eine Diagnose, weil jede Schwangerschaft individuell verläuft. Zudem handelt es sich lediglich um ein begleitendes Symptom der Schwangerschaft. Während manche Frauen Hyperemesis-Beschwerden als problematisch ansehen, nehmen andere diesen Zustand nicht wichtig genug.

Auch in diesem Falle kann es sinnvoll sein, mit einer Hebamme zu sprechen. Über die ammely Videosprechstunde kannst du alle Fragen und Bedenken zu diesem Thema sicher und vertraulich besprechen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die anfallenden Kosten für die Beratung.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Solltest du unter extremer Übelkeit in deiner Schwangerschaft leiden, gilt – je früher du dich in Behandlung begibst, desto besser können die Symptome einer Hyperemesis abgemildert oder abgewendet werden. Wer bereits bei zwei Schwangerschaften von einer Hyperemesis betroffen war, sollte sich gleich zu Beginn der dritten Schwangerschaft in Behandlung begeben. Diese kann ambulant oder im klinischen Umfeld vorgenommen werden.

Heutzutage können auch effektiv wirkende Medikamente gegen die Beschwerden verordnet werden. Dem ungeborenen Baby wird durch die Medikation kein Schaden zugefügt. Informationen über die Verträglichkeit von solchen Medikamenten sind bei www.embryotox.de zu finden. Da es bei extremer Übelkeit und häufigem Erbrechen schwierig sein kann, Tabletten-Wirkstoffe bei sich zu behalten, stehen auch Zäpfchen, Injektionslösungen oder selbstauflösende Lutschpastillen zur Wahl.

Oftmals werden wegen der Umstände der Medikation zunächst Antihistaminika verabreicht. Diese können eine Symptomlinderung bewirken. Bleiben die Antihistaminika wirkungslos, können die Symptome mit Medikamenten wie Vomex A oder Atosil behoben werden. Sehr selten werden Steroide verschrieben.

Bei extremen Flüssigkeitsverlusten oder Unterernährung ist allerdings eine Klinik-Einweisung unvermeidbar. Behandelt wird die Hyperemesis gravidarum dann mit Infusionen und hochkalorischen Flüssig-Nahrungen. Diese werden gegebenenfalls über eine Sonde zugeführt. Die Infusionen können bedarfsgerecht mit Medikamenten, Nährlösungen und Vitaminen anreichert werden.

Es kommt gelegentlich vor, dass Frauen während schwieriger Schwangerschaften mehrfach ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. In der Regel kann eine frühzeitige Behandlung der Beschwerden aber dafür sorgen, dass das gar nicht erst notwendig wird.

Übelkeit in der Schwangerschaft

Wie viele Frauen sind von extremer Übelkeit in der Schwangerschaft betroffen?

Über die Prävalenz der Hyperemesis gibt es sehr unterschiedliche Zahlen. Der Grund: Die Diagnose wird oft gar nicht oder nach unterschiedlichen Kriterien getroffen. Daher gibt es entweder eine hohe Dunkelziffer oder aber weniger Betroffene als geschätzt. Daher sagen manche, die Hyperemesis sei eine häufige Begleiterscheinung bei Schwangerschaften. Andere relativieren diese Annahme.

Leider gibt es in Deutschland kein zentrales Melderegister für solche Fälle. Entsprechende Meldestellen existieren bisher nur in Schweden und Norwegen. Die folgenden Zahlen stammen vom deutschen Hyperemesis-Kompetenznetz. Einige Studien nennen Zahlen von 0,3 bis maximal 0,9 Prozent der schwangeren Frauen. Andere sprechen von bis zu zwei Prozent der werdenden Mamas. Laut einer Studie von Klebanov bedurften nur 0,7 Prozent der Betroffenen einer Infusionstherapie.

Die eigene Schätzung des Kompetenznetzes liegt bei geschätzten 0,8 Prozent der Fälle. Demnach wären hierzulande jährlich etwa 5300 werdende Mamas von Hyperemesis betroffen. Umgerechnet wären das 6,5 Fälle je 100.000 Einwohner:innen. Nicht eingerechnet sind jedoch Schwangerschaften, die wegen extremer Hyperemesis-Beschwerden abgebrochen wurde.

Warum tritt diese Form der übermäßigen Übelkeit auf?

Die Antwort auf diese Frage ist schwierig. Die Gründe für das Auftreten einer Hyperemesis sind bisher nicht vollständig enträtselt, wie es oft bei einem multifaktoriell verursachten Geschehen der Fall ist. Es ist wahrscheinlich, dass hormonelle Veränderungen eine prominente Rolle spielen. Zudem wurden bestimmte Begleiterscheinungen ermittelt, die das Auftreten einer Hyperemesis begünstigen:

  • frühere Schwangerschaften, die ebenfalls von Hyperemesis begleitet waren
  • nahestehende weibliche Verwandte (Schwestern, Mütter), die davon betroffen sind
  • eine Neigung zu Reisekrankheit oder Übelkeit
  • anstehende Mehrlingsgeburten
  • häufige Migräne
  • vorliegende Lebererkrankungen
  • oder Anomalien an der Schilddrüse.


Auch wenn keine dieser möglichen Ursachen infrage kommt, kann es in Einzelfällen zu Hyperemesis-Beschwerden kommen.

Wie gefährlich ist eine Hyperemesis gravidarum?

Bei Hyperemesis gravidarum kann die Gesundheit von Mutter und Kind durchaus in Gefahr geraten. Die Ernährungslage der werdenden Mama und die Nährstoffversorgung des ungeborenen Kindes geraten ins Wanken. Eine fachgerechte medizinische Behandlung ist daher unbedingt ratsam. Von einer Selbstbehandlung ist dringend abzuraten.

Die Hauptprobleme entstehen durch das häufige Erbrechen, das zu Dehydrierung und Nährstoffmängeln führen kann. Beides betrifft auch das Ungeborene Baby. Die größte Gefahr liegt aber darin, dass der Zustand so unerträglich wird, dass ein Schwangerschaftsabbruch als letzte Möglichkeit erwogen werden muss. Das Problem ist jedoch, dass viele Betroffene keine ausreichende Unterstützung von ihren Ärzten erhalten.

Im Hyperemesis-Kompetenznetz wird berichtet, dass die Beschwerden oft den einzigen Grund für den Abbruch darstellen. Das ist umso tragischer, als es hilfreiche Behandlungsoptionen gibt.

Wann sollte ich mir Hilfe holen?

Dass die britische Herzogin Kate mit ihrem Problem ins Krankenhaus ging, war genau richtig. Es sollte auf jeden Fall möglichst frühzeitig Kontakt zum behandelnden Arzt oder der Hebamme gesucht werden, wenn die Symptome zu stark werden oder Ängste vor Belastungen für das Ungeborene auftreten.

Ketonspuren im Urin weisen darauf hin, dass die Nahrungsaufnahme unzureichend ist. Blut- und Urintests gehen eventuell aufgetretenen alternativen Ursachen für die Übelkeit auf den Grund. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, ob eine Mehrlingsgeburt zu den Beschwerden führt. Auch eine Plazenta-Anomalie könnte solche Beschwerden verursachen.

Wichtig ist, bei unstillbarem Erbrechen viel zu trinken, um Dehydrationserscheinungen vorzubeugen. Zu dunkler Urin in auffallend geringer Menge ist immer ein Warnzeichen. Der Arzt sollte umgehend aufgesucht werden, wenn nach dem Kneifen des Handrückens für längere Zeit eine Hautfalte zurückbleibt. Gleiches gilt bei unerklärlichen Blutungen, Unterleibsschmerzen, Sehstörungen, Schwindel und Kopfschmerzen, gestörter Orientierung sowie Galle oder Blut im Erbrochenen.

Verwirrtheit sowie Seh- und Gangstörungen können auf eine Wernicke-Enzephalopathie hinweisen. Dabei handelt es sich um eine äußerst seltene, aber mit Vitamin B1-Gaben behandelbare Schwangerschafts-Komplikation, die zu Gehirnstörungen durch Hyperemesis-bedingte Mangelernährung führt. Auch in diesem Fall sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden.  

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