Allergieprophylaxe in Schwangerschaft und Stillzeit
Viele medizinische Studien haben belegt, dass es nicht nur möglich ist, durch bestimmte Faktoren in der Schwangerschaft dem Baby einen guten Lebensstart zu ermöglichen, sondern auch bereits wichtige Grundsteine für seine lebenslange Gesundheit zu legen. Es ist mittlerweile bekannt, wie wichtig das Ernährungsverhalten und der Lebensstil der werdenden Mama ist, welche Nährstoffe sie zusätzlich zugeführt, ob sie während der Schwangerschaft geraucht oder Alkohol getrunken hat.
In den letzten Jahren hat sich die Forschung diesbezüglich verstärkt einer wichtigen Fragestellung gewidmet: Kann die werdende Mama bereits in der Schwangerschaft etwas dafür tun, damit das Allergierisiko des noch ungeborenen Kindes gesenkt wird? Und wenn ja, was genau? Darüber hinaus: Inwieweit wirkt das spätere Stillen als Allergieprophylaxe?
Allergien nehmen generell zu
Gerade im Bereich der Allergieforschung gibt es viele neue Erkenntnisse. Fakt ist nämlich: Allergien nehmen deutlich zu. Die Gründe dafür sind vielfältig und letztendlich nicht genau geklärt. Neben genetischen Faktoren, scheinen verschiedene Umweltfaktoren eine immer größere Bedeutung zu spielen.
Vor allem Atemwegs- und Nahrungsmittelallergien sind auf dem Vormarsch. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken mehr als 20% der Kinder und mehr als 30% der Erwachsenen in ihrem Leben an einer allergischen Erkrankung. (1)
Jede Schwangere möchte natürlich das Risiko, dass ihr Kind eine Allergie entwickelt, reduzieren. Und wünscht sich, dass sie auch durch das Stillen einer Allergieentwicklung entgegenwirken kann. Schließlich bedeutet diese nicht selten eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität, je nachdem, welchen Bereich sie betrifft und wie ausgeprägt sie ist.
Wie du das Allergierisiko für dein Kind reduzieren kannst
Lange Zeit wurde geglaubt, dass allergische Schwangere das Risiko für ihr Ungeborenes, ebenfalls eine Allergie zu entwickeln, dadurch senken könnten, bestimmte Lebensmittel, wie Kuhmilch, Nüsse und Eier, wegzulassen. Auch stillende allergische Mamas haben häufig bewusst Verzicht geübt, in der Hoffnung, ihre Kinder damit schützen zu können. Nach wie vor gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass dieses Verhalten einen Nutzen für das Kind hat.Dennoch gibt es Verhaltensmaßnahmen, die du zur Allergieprophylaxe deines Babys tun kannst und die wissenschaftlich belegt sind.
4 Tipps, die das Allergierisiko für dein Kind reduzieren
- Bitte vermeide dringend Tabakrauch (auch passiv!) und Luftschadstoffe wie Autoabgase.
- Achte darauf, dass eure Wohnung oder euer Haus frei von Schimmel ist.
- Es ist nicht nötig eine bestimmte Diät zu halten, allerdings wird empfohlen auf ein normales Körpergewicht zu achten, da Übergewicht das Allergierisiko des Kindes erhöht.
- Nimm in der Schwangerschaft und in der Stillzeit außerdem 200 mg DHA (Omega-3-Fettsäuren) zu dir. Es gibt Hinweise, dass dies einen schützenden Effekt auf die Entwicklung von atopischen Erkrankungen und Asthma beim Kind haben.
Wie du das Allergierisiko nach der Geburt reduzieren kannst
- Bitte stille dein Baby mindestens für 4 bis 6 Monate
- Füttere Beikost erst ab dem 5.-7. Lebensmonat. Das bedeutet jedoch nicht, dass du dann mit dem Stillen aufhören sollst oder gar musst (6).
- Bitte gib deinem Kind erst ab dem 1. Lebensjahr Kuhmilch zu trinken (6).
- Stillst du dein Baby nicht oder nicht voll und es besteht ein kindliches Allergierisiko, zum Beispiel, wenn du oder der Papa deines Babys eine Allergie hat, dann sollte das Kind im 1. Lebensjahr (mindestens bis zum Beginn des 5. Monats) HA-Nahrung erhalten (6). HA-Nahrung enthält hydrolysierte, das heißt, abgespaltene Proteine und wirkt so weniger stark allergen.
Was tun bei Allergien in der Schwangerschaft – Allergieprophylaxe in Schwangerschaft und Stillzeit
Gerade während einer Schwangerschaft können allergische Symptome sehr belastend sein. Schließlich hat die werdende Mama möglicherweise schon einige schwangerschaftsbedingte Einschränkungen. Niesen, Augenbrennen oder Hautausschlag schränken dann natürlich zusätzlich ein. Das muss nicht sein! Viele Schwangere und Stillende sind der Meinung, dass sie auf ihre altbewährten Allergiemedikamente verzichten müssen, da sie dem Baby schaden könnten. Häufig ist dies aber gar nicht der Fall. Bitte sprecht diesbezüglich mit eurem Frauenarzt/ eurer Frauenärztin! Im Zweifel kann auch auf eine Medikation umgestellt werden, die unbedenklich für das Kind ist.
Übrigens: Auf www.embrytox.de findet ihr eine fundierte und wissenschaftlich belegte Datenbank über sämtliche Medikamente, die in der Schwangerschaft und in der Stillzeit eingenommen werden dürfen, dazu auch die passenden medizinischen Studien.
Quellen:
- Robert-Koch-Institut, „Allergien und atypische Erkrankungen“. www.rki.de
- Bédard A. et al., „Maternal intake of sugar during pregnancy and childhood respiratory and atopic outcomes“. European Respiratory Journal, 20017.
- Wirkens K. et al., „Effects of Lactobacillus rhamnosus HN001 in early life on the cumulative prevalence of allergic disease to 11 years. Petiatr. Allergy. Immunol., 2019.
- Bisgaard H. et al. Fish Oil-Derived Fatty Acids in Pregnancy and Wheeze and Asthma in Offspring. New. Engl. Journ. Med., 2016.
- Warstedt K., „High levels of omega-3fatty acids in milk from omega-3 fatty acid supplements mothers are related to less immunoglobulin E-associated. Disease in infancy“. Acta.Paediatr., 2016.
- Ärztezeitung online. Stillen und Beikost- endlich klare Empfehlungen für Eltern! 2010, www.aerztezeitung.de