Kein Kaffeeklatsch mit dem Baby?
Vor der Schwangerschaft war es das Alltags-Must-Have, doch plötzlich ist es bloß noch bitter und bäh: Vielen werdenden Müttern schmeckt Kaffee einfach nicht mehr. In diesem Fall trifft der Körper selbst eine klare Entscheidung gegen den koffeinhaltigen Wachmacher – und wenn’s nicht schmeckt, sind Verbote überflüssig.
Was kann Koffein wirklich?
Die Abneigung gegen Kaffee ist jedoch nicht der Regelfall. Schließlich ist das belebende Heißgetränk nicht umsonst ein fester Bestandteil unserer Morgenrituale, unseres Arbeitslebens und unserer Genusskultur: 162 Liter Kaffee hat der Durchschnittsdeutsche im Jahr 2015 getrunken – das sind etwa vier Tassen Filterkaffee täglich. Kein Wunder, denn das enthaltene Koffein macht wach, aktiv und munter.
Vom leichten Latte Macchiato bis zum kräftigen Espresso: Kaffee schmeckt und gehört eben fest zu unserem Alltag. Warum sollte man sich nun ausgerechnet in der Schwangerschaft, in dieser so aufregenden wie ermüdenden Zeit, auch noch von seinem Lieblingsgetränk verabschieden müssen?
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Aktuelle Studien zum Koffeinkonsum in der Schwangerschaft
Eine norwegische Studie aus dem Jahr 2013 mit Untersuchungen an fast 60.000 Schwangeren ergab bezüglich des Genusses koffeinhaltiger Getränke wie Kaffee, schwarzem Tee und Cola folgende Ergebnisse:
- Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Frühgeburt, Fehlgeburten oder schwerwiegenden Komplikationen.
- Je höher der Koffeinkonsum, desto höher die Wahrscheinlichkeit für ein unterdurchschnittliches Geburtsgewicht: Bereits 100 Milligramm – also durchschnittlich weniger als eine Tasse Kaffee pro Tag – konnten demnach zu einer Verringerung des Geburtsgewichts von 20-30 Gramm führen.
Kaffee oder kein Kaffee? Das ist nun die Frage
Ein geringeres Geburtsgewicht? Das klingt auf den ersten Blick dramatisch. Doch die Experten vom Netzwerk „Gesund ins Leben“ haben die Studie geprüft und sind dabei zu folgenden Einschränkungen gekommen:
- In der Studie konnte nicht nachgewiesen werden, ob das Koffein für ein geringeres Geburtsgewicht des Säuglings verantwortlich war.
- Auch die angegebene Gewichtsreduzierung ist in den Augen ein zu vernachlässigender Wert.
Insgesamt kam „Gesund ins Leben“ zu dem Schluss, dass in diesem Bereich weiterer Forschungsbedarf besteht und bis dahin die aktuell herausgegebenen Handlungsempfehlungen zur Ernährung in der Schwangerschaft nicht angepasst werden müssen. Auch andere wissenschaftliche Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stimmen dem zu und empfehlen weiterhin maximal drei Tassen pro Tag. Die Forscher sind sich also in einer Sache einig: Auch die norwegischen Studien-Ergebnisse bedeuten nicht, dass werdende Mütter ihrem Kaffeebedürfnis völlig entsagen müssen – es kommt nur auf das Maß an.
Im Zweifelsfall kann hier ein Gespräch mit Frauenärztin und Hebamme Abhilfe schaffen. Diese können den Zustand von Mutter und Kind individuell einschätzen und dementsprechend auch eine persönliche Empfehlung in Sachen Kaffee aussprechen.
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Gibt es Kaffee-Alternativen für die Schwangerschaft?
Sind schwarzer oder grüner Tee, Guarana oder Energydrinks echte Alternativen, wenn’s um einen regelmäßigen Kaffee-Ersatz geht? Auch hier wird ein Konsum von 3-4 Tassen (je 150 ml) pro Tag von schwarzem oder grünem Tee von der DGE als unbedenklich eingeschätzt. Von Guarana und Energydrinks hingegen wird von wissenschaftlichen Fachgesellschaften vorsorglich völlig abgeraten, da diese hohe Koffeinmengen enthalten können.
Wie soll man jetzt aber nur die Müdigkeitsattacken kompensieren, die einen während der Schwangerschaft heimsuchen? Nun ja, zum einen kommt die Müdigkeit nicht ohne Grund: In 40 Wochen ist der Körper permanent im Hochleistungsmodus und fordert daher entsprechende Ruhephasen. Zum anderen stellt sich die Frage, ob man gegen dieses Bedürfnis unbedingt mit den üblichen Wachmachern ankämpfen sollte. Wenn möglich, sollte stattdessen also lieber eine kleine Pause eingelegt werden, wenn der Körper danach verlangt. Das frischt nicht nur die körperlichen und geistigen Kräfte auf, sondern hilft auch dabei, die Beziehung zum Ungeborenen zu festigen – und zwar ganz ohne mögliche Nebenwirkungen.
Kaffeekonsum in Maßen ist erlaubt
Kurz gesagt, für Kaffee gilt dasselbe wie für (fast) alles in der Schwangerschaft: Wer auf seinen Körper hört und bei seinen Gelüsten Maß hält, tut das Beste für sich – und fürs Baby.